In den Anfängen der Menschheit war die Menstruation noch ein natürlicher Bestandteil der Evolution. Vielleicht auch angesichts der Tatsache, dass die Periode des Frühmenschen aufgrund der geringeren Lebenserwartung und einer Stillphase nach jedem Kind weitaus seltener auftrat. Mit der Weiterentwicklung und dem Aufkommen des Glaubens hat sich dies jedoch grundlegend geändert.
Warum sich die Einstellung zur Periode der Frau so gegensätzlich entwickelt hat, kann nur vermutet werden.
Wie unterschiedlich einzelne Völker der Menstruation begegnen
So gut wie jede Kultur hat über die Jahrhunderte ihre eigenen Rituale in Bezug auf die Menstruation entwickelt.
Vor allem in Afrika und Asien gibt es Kommunen, die Frauen während ihrer Periode vom gemeinschaftlichen Leben ausschließen und teilweise sogar aus dem Dorf verbannen.
In anderen Teilen Asiens, wie Taiwan etwa haben menstruierende Frauen hingegen sogar Anspruch auf die Freistellung von der Arbeit.
In vielen Kulturen ist es verboten, dass Männer das Blut der Frauen zu sehen bekommen. Aus diesem Grund müssen sich die Frauen für die Reinigung während der Menstruation verstecken. Sie gelten als unrein und abstoßend.
Rituale bei den Arapesh in Amerika
Bei den Arapesh, einer Bevölkerungsgruppe auf Papa-Neuguinea etwa, wird das Einsetzen der ersten Regelblutung gefeiert. Die Verwandlung vom Mädchen zur Frau wird traditionell mit zahlreichen Riten begleitet.
Bei einigen Stämmen in Amerika wird die Menarche als eine spirituelle Entwicklung der Frau angesehen. Traditionell wird von der Mutter ein Fest ausgerichtet, wobei sie ihrer Tochter symbolisch einen Ring mit einem roten Stein überreicht.
Japan und der Glaube an die Heiligkeit des weiblichen Blutes
Auch in Japan hat die erste Monatsblutung junger Mädchen einen ganz besonderen Stellenwert. Ihr zu Ehren wird das Festtagsessen O-Sekihan, ein rot gefärbter Reis gekocht. Die heranwachsende junge Frau wird geehrt und reich beschenkt.
Bevor sich der Buddhismus als Glaube verbreitet hat, waren viele Japaner davon überzeugt, dass Mädchen während der Menarche einmalig mit besonderen Kräften gesegnet würden und Kranke heilen könnten. Aus diesem Grund wurden sie für vier Tage wie Gottheiten behandelt und durften sich in eine eigens für sie errichtete Schilfhütte zurückziehen.
Bis heute hat sich die positive Assoziation mit der weiblichen Blutung gehalten. Der Übergang zur Frau wird freudig erwartet und gefeiert.
Die Periode und der Islam
In islamischen Ländern, wie etwa der Türkei, wird der Glaube vertreten, dass die Blutung der Frau die Strafe für die Sünden Evas ist. Menstruierenden Frauen wurde deshalb eine Reihe von Verboten auferlegt. So dürfen sie während ihrer Periode weder eine Moschee betreten noch den Koran berühren. In einigen Gegenden ist ihnen sogar das Beten während dieser Zeit verboten. Auch der Pilgermarsch zur heiligen Stadt Mekka und das Fasten im Ramadan ist untersagt.
Afrika
In weiten Teilen Afrikas werden Frauen unterdrückt, was sich unter anderem im Ritual der Beschneidung und auch in der Ächtung während der Periode bemerkbar macht.
In manchen Gegenden Ghanas ist es Männern verboten mit menstruierenden Frauen in Kontakt zu treten. Die Frauen dürfen weder zur Schule gehen, noch kochen oder im Haushalt tätig sein.
Da Kühe in Afrika heilige Tiere sind, ist es blutenden Frauen auch nicht erlaubt diese zu berühren. Sogar der Verzehr von Milchprodukten ist ihnen verboten.
Menstruationshütten
Ein weiterer unmenschlicher Brauch ist die Unterbringung von menstruierenden Frauen in sogenannten Menstruationshütten. Vor allem in ländlichen Gegenden von Indien, Nepal und Venezuela ist dies trotz offiziellem Verbot durch die Regierung nach wie vor an der Tagesordnung.
Frauen und Mädchen die ihre Periode haben werden meist außerhalb der Dorfgemeinschaft in Ställen oder Holzverschlägen untergebracht. Ohne Heizung und Schutz vor wilden Tieren oder gewaltbereiter Männer, sind diese Frauen großen Gefahren ausgesetzt, die nicht selten tödlich enden.
Mangelnde Hygiene ist ein großes Problem
Auch der erschwerte Zugang zu konventionellen Menstruationshygieneprodukten in vielen Entwicklungsländern stellt ein großes Problem dar.
Viele Mädchen in Afrika müssen sich daher provisorisch behelfen, indem sie Kuhdung sammeln und trocknen. Dieser wird während der Blutung in alte Stofffetzen gewickelt und zwischen die Beine geklemmt.
Auch spezielle Ziegenlederröcke, die das Blut auffangen und einfache Löcher im Boden, über die sich die Frauen hocken und das Blut fließen lassen, sind eher unbequeme und vor allem unhygienische Maßnahmen.
Aufklärung schafft Abhilfe
Die Tabuisierung der Menstruation verhindert den natürlichen Umgang mit der monatlichen Blutung und schürt Unsicherheit.
Aufgrund fehlender Aufklärung glauben Mädchen in vielen Teilen dieser Welt, dass Menstruation eine Krankheit ist. Sie sind nicht darauf vorbereitet und wissen beim Einsetzen der ersten Blutung nicht, was gerade mit ihnen passiert. Zudem werden sie geächtet, ausgeschlossen und als schmutzig bezeichnet.
Der offene Umgang und die Thematisierung im familiären Umfeld, in der Schule und in sozialen Einrichtungen kann helfen das Stigma lösen und die Menstruation endlich wieder als das zu akzeptieren was sie ist. Ein natürlicher und notwendiger Vorgang im weiblichen Körper, um neuem Leben die Möglichkeit zu geben sich zu entwickeln.
Menstruationsurlaub
Es gibt jedoch nicht nur negative Beispiele, immer mehr Regierungen und vor allem Unternehmer stehen der Menstruation positiv gegenüber.
In manchen asiatischen Ländern gewährt man menstruierenden Frauen sogar Sonderurlaub oder Krankentage.
In Indonesien, Taiwan und Südkorea können sich Frauen bis zu drei Tage pro Monat freinehmen, um etwaige Menstruationsbeschwerden auszukurieren.
Quellenangaben